Rettung Digital RETTmobil Edition „Von E-Learning bis VR“
Jan Stock im Interview zur Gegenwart und Zukunft des Lernens im Rettungsdienst
Wie gelingt es, Rettungsdienstteams und Telenotärzte optimal auf die digitale Zusammenarbeit vorzubereiten? Und welche Rolle spielen moderne Lernmethoden dabei? Auf der RETTmobil 2025 haben wir mit Jan Stock von L2R (Learn 2 Rescue) gesprochen. Das Unternehmen entwickelt digitale Lern- und Trainingskonzepte speziell für die Notfallmedizin – von webbasierten Schulungen bis hin zu Zukunftsthemen wie Virtual Reality und KI-Simulationen.
Im Gespräch mit Mercedes Starke vom ADAC Telenotarzt erklärt Jan Stock, warum Kommunikation der entscheidende Faktor für die Patientensicherheit ist, wie Schulungen heute ablaufen und wohin sich das Lernen im Rettungsdienst in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Mercedes Starke: Hallo Jan, schön, dass du dir hier auf der RETTmobil Zeit für uns nimmst. Wir sprechen in unserer Content-Reihe Rettung Digital viel über innovative Lösungen für den Rettungsdienst. Ein entscheidender Punkt dabei ist aber auch die Ausbildung all derjenigen, die in der Notfallmedizin zusammenarbeiten. Genau deshalb freue ich mich, dass du heute hier bist.
Jan Stock: Vielen Dank für die Einladung zum Interview.
Mercedes: Erzähl uns doch bitte kurz, wer du bist und mit welchem Thema du hier auf der RETTmobil bist.
Jan: Klar. Mein Name ist Jan Stock und ich bin Geschäftsführer der L2R GmbH. Unser Schwerpunkt liegt auf dem Lernen im Rettungsdienst und in der Notfallmedizin. Wir beschäftigen uns intensiv mit dem digitalen Anteil des Lernens – also E-Learning und webbasierten Schulungskonzepten.

Mercedes: Wir sprechen heute über den Telenotarzt. Für dieses neue Berufsbild und Rettungsmittel müssen auch Ausbildungsmaterialien entwickelt werden. Welche Chancen und Herausforderungen siehst du dabei?
Jan: Das ist tatsächlich eine sehr spannende Frage. Wir arbeiten in diesem Bereich auch in Kooperation mit euch und mit den Kolleginnen und Kollegen von umlaut. Was ganz zentral ist: Es braucht ein gemeinsames Rollenverständnis zwischen allen beteiligten Berufsgruppen.
Dazu gehören natürlich die Teams im Rettungsdienst – also Rettungsdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Aber auch die Telenotärzte selbst. Außerdem die Notärzte, die in Einzelfällen zusätzlich zum Einsatz kommen können. Und nicht zu vergessen: das Personal in den Notaufnahmen. Auch sie müssen informiert sein, denn sie begegnen potenziell Patientinnen und Patienten, die anders vorbehandelt wurden.
Die Potenziale liegen darin, jede dieser Gruppen in ihren Rollen zu stärken. Für die Rettungsdienstteams bedeutet das, sie mit dem nötigen Wissen und den richtigen Fertigkeiten auszustatten, damit sie gemeinsam mit dem Telenotarzt die bestmögliche Therapie einleiten können. Gleichzeitig müssen wir berücksichtigen, dass der Telenotarzt nicht vor Ort ist. Er hört nicht alles, er sieht nicht alles – er muss sich auf die Sinne und die Wahrnehmung des Teams verlassen. Das stellt besondere Anforderungen an die Zusammenarbeit.
Mercedes: Kommunikation scheint dabei ein zentrales Stichwort zu sein.
Jan: Absolut. Kommunikation nimmt in den Schulungs- und Trainingskonzepten einen sehr großen Raum ein. Informationen sind entscheidend für die Behandlung von Notfallpatienten – insbesondere, wenn man über das Kompetenzniveau eines allein agierenden Rettungsdienstteams hinausgeht.
Wenn zum Beispiel spezielle Medikamente verabreicht werden, die ein bestimmtes Risikoprofil haben, dann ist die präzise Informationsübermittlung unerlässlich. Nur so können Patientensicherheit und Behandlungsqualität gewährleistet werden.

Mercedes: Wie laufen Schulungen bei euch typischerweise ab?
Jan: Wir beginnen immer mit den Lernzielen. Die Inhalte werden in ein didaktisches Konzept gebracht, das sich an den Zielgruppen orientiert. Für Rettungsdienstteams bedeutet das zum Beispiel ein E-Learning, das eine Einführung in die Telemedizin bietet.
Darin geht es einerseits um die technische Einführung und um rechtliche Grundlagen, die relevant sind. Andererseits – und das ist fast noch wichtiger – geht es um die Kommunikation. Wir trainieren, wie Informationen zielgerichtet und sicher von der Einsatzstelle zum Telenotarzt übermittelt werden können. Gleichzeitig lernen die Telenotärzte, die Kommunikation adäquat aufzunehmen, zu dokumentieren und auf dieser Basis gemeinsam mit dem Team die richtigen Entscheidungen für die Patientinnen und Patienten zu treffen.
Mercedes: Blicken wir ein Stück in die Zukunft: Welche innovativen Trainingslösungen zeichnen sich ab?
Jan: Was man schon jetzt sieht, ist, dass Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) immer mehr Einzug halten. Der nächste Technologiesprung bei den Brillen ist zwar noch abzuwarten, aber grundsätzlich ist die Technologie da. Wir setzen uns sehr intensiv damit auseinander, was das für die Didaktik in der Notfallmedizin bedeutet.
Darüber hinaus glaube ich, dass es zukünftig KI-basierte Fallsimulationen geben wird. Man kann sich das so vorstellen: Ein Patient wird im Training gemeinsam behandelt und reagiert dynamisch auf die verschiedenen Handlungen oder Entscheidungen des Teilnehmenden – abhängig von dessen Wissens- und Trainingsstand.
Mercedes: Das klingt nach spannenden Perspektiven. Habt ihr denn auch schon konkrete digitale Produkte im Einsatz?
Jan: Ja, aktuell setzen wir auf Web-Based Training. Unsere Lerninhalte stehen in einem Lernmanagement-System zur Verfügung. Dort können die jeweiligen Themen oder Systeme abgebildet werden. In Kooperationsprojekten wird das dann gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort ausgerollt, absolviert und mit einem Test abgeschlossen.
Im Moment ist das also stärker webbasiert als app-basiert.
Mercedes: Vielen Dank, Jan, für die Einblicke und das Gespräch!
Jan: Danke euch, es hat mich gefreut.