Rettung Digital RETTmobil Edition „Die Zukunft ist vernetzt“
Jan Wilkening von ZOLL im Rettung Digital Interview
Wie gelingt die digitale Transformation im Rettungsdienst – ganz konkret, nah am Einsatzgeschehen? Im Rahmen der RETTmobil 2025 spricht Mercedes Starke vom ADAC Telenotarzt mit Jan Wilkening von ZOLL über die Integration von Live-Daten in Telenotarztsysteme, smarte Geräteunterstützung bei Reanimationen und die Zukunft vernetzter Notfallmedizin. Ein Gespräch über Technologie, Verantwortung und partnerschaftliche Zusammenarbeit – für mehr Sicherheit und Effizienz im Einsatz.
Mercedes Starke (ADAC Telenotarzt):
Hallo Jan, schön, dass du dir hier auf der RETTmobil Zeit nimmst. Wir kennen uns ja bereits – über unseren Standort im Bergischen Land arbeiten wir mit ZOLL zusammen. Magst du kurz erzählen, wie genau?
Jan Wilkening (ZOLL):
Gerne. In der Region Leverkusen nutzen zwei Berufsfeuerwehren unsere Geräte der X-Serie. Diese sind in das Telenotarztsystem integriert, das über einen zentralen Anbieter läuft – und ihr stellt dafür die Telenotärzte.
Mercedes:
Richtig, und bald feiern wir sogar gemeinsam Go-live! Kannst du erklären, wie die Schnittstelle zwischen euren Geräten und dem Telenotarztsystem funktioniert?
Jan:
Unsere X-Serie-Geräte streamen die Vitaldaten live auf einen zentralen Server. Dort werden sie in das TNA-System von Umlaut (Accenture) eingebunden und für den Telenotarzt bereitgestellt. Der Notfallsanitäter vor Ort aktiviert einfach den Livestream – alles Weitere läuft automatisch im Hintergrund.

Mercedes:
Das heißt, Telenotarzt und Notfallsanitäter sehen exakt dasselbe?
Jan:
Genau. Der Telenotarzt sieht die gleichen Werte wie der Sanitäter vor Ort – vom EKG über Trends bis hin zu historischen Daten seit Beginn der Behandlung. So können beide gemeinsam fundierte Entscheidungen treffen – zum Beispiel auch zur Transportvermeidung oder zur Begleitung bei Intensivtransporten.
Mercedes:
Ein echter Sicherheitsgewinn für Patienten. Was passiert mit den Daten abseits des Telenotarzt-Einsatzes?
Jan:
Unsere Geräte zeichnen alle relevanten Daten während eines Einsatzes auf. Diese können in die elektronische Einsatzdokumentation überführt werden – mit weniger Schreibaufwand und mehr Genauigkeit. Besonders wertvoll wird es bei Reanimationen: Die Geräte liefern Feedback zur Qualität von Thoraxkompressionen und Beatmung. Später können die Daten für Hot Debriefings oder Trendanalysen genutzt werden, um die Qualität im Rettungsdienst zu verbessern.

Mercedes:
Und was ist mit Datenschutz und Datensicherheit?
Jan:
Die Datenübertragung vom Gerät zum Server ist vollständig verschlüsselt – auf dem Niveau von Online-Banking. Der Server ist ebenso geschützt, und nur autorisierte Personen haben Zugriff. Langfristig wird alles in die Cloud wandern. Das Thema wird in Deutschland zwar noch kritisch betrachtet, ist aber sicherer als schlecht gewartete lokale Server.
Mercedes:
Wie lange werden die Daten gespeichert?
Jan:
Das entscheidet jeder Kunde selbst – je nach internen Vorgaben und Bedürfnissen.
Mercedes:
Können die gesammelten Daten auch in die elektronische Patientenakte (ePA) integriert werden?
Jan:
Direkt aus unseren Geräten – nein. Wir sind Gerätehersteller, keine ePA-Player. Aber unsere Partner – zum Beispiel Anbieter von Einsatzdokumentationen – können diese Daten weiterverarbeiten und in die ePA überführen.
Mercedes:
Die Daten sind auch für unser Qualitätsmanagement Gold wert. Aber lasst uns noch über neue Hardware sprechen: Was gibt’s Neues?
Jan:
Unser Highlight ist der AutoPulse NXT – die Weiterentwicklung des bekannten AutoPulse. Das neue Modell ist kompakter, leichter, hat ein verbessertes Batteriemanagement und kann größere Patient:innen aufnehmen. Interessanterweise haben wir das Gerät so vereinfacht, dass es kein Display mehr braucht. Einschalten, Start drücken – fertig.

Mercedes:
Klingt nach echter Benutzerfreundlichkeit. Und wie geht ihr mit der zunehmenden Zahl an Systemen und Schnittstellen um?
Jan:
Das ist der Weg in die Zukunft. Wir entwickeln gezielt Schnittstellen – wie beim Telenotarzt-System – und setzen auf starke Partnerschaften. Wichtig ist, dass alle Systeme miteinander kommunizieren können. Wir sind offen für Kooperationen und verfolgen einen partnerschaftlichen Ansatz – nicht exklusiv mit einem Anbieter, sondern mit möglichst vielen.
Mercedes:
Da sprechen wir eine Sprache – auch wir sind technikneutral und arbeiten mit allen zusammen. Nur so kann man in der Notfallmedizin wirklich etwas bewegen.
Jan:
Ganz genau.
Mercedes:
Vielen Dank für das spannende Gespräch, die Einblicke – und auf eine gute Zusammenarbeit!
Jan:
Ich freue mich drauf. Vielen Dank!

Über Jan Wilkening
Als Key Account Manager Integrated Solutions bei ZOLL Medical treibt Jan Wilkening seit über zehn Jahren digitale Lösungen in der Notfallmedizin voran. Mit seinem Hintergrund in IT und Rettungsdienst schlägt er die Brücke zwischen MedTech, Partnern und Produktentwicklung – immer nah an den Anforderungen der Kunden.